Analoge Tricks mit digitalen Tablets
Ganze zwei Tage lang waren der Fantasie der teilnehmenden Schülerinnen keine Grenzen gesetzt. Bei einem Animationsworkshop mit der Künstlerin Ferri Caicedo war alles möglich: Von Monstern, die über Mauern klettern, bis zu tanzenden Pferden. Gleich zu Beginn lernten die Mädchen der dritten bis neunten Klasse, wie es dazu kommt, dass das menschliche Gehirn aus einer schnellen Folge von unterschiedlichen Bildern eine zusammenhängende Bewegung konstruiert. Und wie man damit im Film Menschen auch ohne digitale Bildbearbeitung sogar fliegen lassen kann. Natürlich musste das gleich ausprobiert werden, bis allen nach dem vielen in die Luft springen fast der Atem ausging. Viel Liebe zum Detail zeigten die Schülerinnen der Schule für Kinder beruflich Reisender in der Folge bei der Realisation ihrer jeweils eigenen Filme. Unter der Foto-Linse ihrer Tablets entstanden bunte Welten und Lebewesen aus Stoff, Draht, Holz oder Knete. „Und ich habe selbst Regie geführt!“ berichtete eine Schülerin nach dem Workshop stolz ihrer Lehrerin.
Die aus Ecuador stammende Künstlerin Ferri Caicedo arbeitet selbst mit der analogen Filmtechnik „Stop-Motion“. Den Schülerinnen beim Workshop zeigte sie auch ihr jüngstes Werk „Wind Whisperer“, für das sie mit insgesamt acht Preisen auf Internationalen Filmfestivals ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem DEFA Förderpreis des Filmfests Dresden. Auch in den Pausen der Workshop-Tage stellten die Schülerinnen der Künstlerin viele Fragen zu deren Arbeitsalltag.
Alle Filme der Schülerinnen werden beim Sommerfest der Schule für Kinder beruflich Reisender im Juni vor Publikum gezeigt. Möglich wurde das Projekt durch eine Spende eines Mitglieds von Soroptomist International. Die Stifterin beabsichtigte damit Mädchen in ihrem Interesse an technischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen zu fördern. „Das war ein wunderbar kreatives Projekt für unsere Schülerinnen“, sagte Torsten Rudloff, Leiter der Schule für Kinder beruflich Reisender. „Wir bedanken uns für die großzügige Spende.“
Vor zwei Jahren hatte dieselbe Spenderin bereits einen Trommel-Workshop an der Schule finanziert. Bereits dieses Engagement hat Spuren in der Begeisterungsfähigkeit der Schülerinnen hinterlassen. Eine Teilnehmerin des damaligen Workshops wollte nun trotz weiter Anreise von Ludwigshafen nach Gießen unbedingt an Ferri Caicedos Projekt teilnehmen, weil sie sich ähnlich viel Spaß wie beim letzten Mal erwartete. Sie wurde nicht enttäuscht.